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Reiten mit Gefühl und Leichtigkeit (11.03.2021 21:18:10)

Ich bin immer wieder überwältigt, wie groß die Fortschritte sind, wenn man mit Gefühl und Leichtigkeit an die Sache herangeht. In meiner Welt ist es zu keiner Zeit nötig, sich mit vollem Körpereinsatz ins Pferd zu stemmen, in den Bügeln zu stehen (wodurch der Schenkel gar keine reelle treibende Funktion mehr hat) und an den Zügeln zu halten, was das Zeug hält. Das führt doch nur zu dem Ergebnis, dass das Pferd mit einer völlig negativen Spannung unkontrolliert mit den Beinen strampelt. Das Vorwärts ergibt sich nur noch daraus, dass das Pferd versucht, vor seinem massiv einwirkenden Reiter zu fliehen. Das kann niemals der Weg sein. Da hört man förmlich die überdehnten Nackenbänder krachen. Nein, das geht nie und zu keiner Zeit. Ich erkläre meinen ReitschülerInnen immer, dass sich die Zügelverbindung wie ein elastisches Gummiband anfühlen muss und die "treibenden" Hilfen unumgänglich sind. Das Pferd über den Schenkel vor sich haben. Anlehnung kommt von anlehnen! Das Pferd sucht sich die Anlehnung, weil es gern an die gefühlvolle, ruhig und minimal einwirkende Hand herantreten mag, es stellt von ganz allein die Zügelverbindung her. Mein Lieblingssatz: " Wenn er/sie sich mal heraushebt, stirbt da keiner von - er/sie nicht, du nicht, ich nicht." Dann gilt es zu überprüfen, was oben falsch gelaufen ist, nicht Hände nach hinten und schnellstmöglich den Kopf wieder an die Senkrechte ziehen. Eine Korrektur darf immer Zeit in Anspruch nehmen, nämlich die Zeit, die der Reiter braucht, um sich selber zu reflektieren und zu erkennen, was er gerade nicht korrekt gemacht hat. Man kann alle Lektionen mit einem korrekt aufgerichteten, sich auf der Hinterhand tragenden Pferd erreiten, ohne ziehen, zerren, drücken. Loslassen ist der Weg. Konstantes Einrahmen an alle Hilfen, wobei die Reiterhand in Prozent die wenigsten Anteile hat. Körper, Schenkel, Gleichgewicht, Losgelassenheit, das bringt unser Pferd nach vorne! Kein Festhängen am inneren Zügel, erst den inneren Schenkel benutzen, die Hand darf lediglich unterstützen und muss stets in der Lage sein, überzustreichen, ohne dass das Pferd vor schreck nicht mehr weiß, wohin. Das Nachgeben ist entscheidend. Immer wieder prüfen, ob das Pferd sich an das Gebiss begibt, ohne, dass wir es festhalten. Wir bieten nur eine Unterstützung. Selbsthaltung und positive Spannung sind die Zauberwörter. Wir müssen unserem Pferd die Möglichkeit bieten, uns mitzunehmen, ohne dass wir ein Störfaktor sind. Jedes Pferd kann sich korrekt über Lastaufnahme auf die Hinterhand aufrichten, ohne, dass wir es zusammenquetschen. Das geht nicht von heute auf morgen, das geht über das richtige Training und Zeit. Es macht so viel Spaß, wenn man auf einem Pferd sitzt, dass einem alles anbietet, im Rahmen seiner Möglichkeiten, weil es gelernt hat, seinen Körper zu nutzen (weil es ihm die richtige Muskulatur und vor allem eine lockere Muskulatur ermöglicht) und zuzuhören. Reiten ist doch so schön, wenn man merkt, wieviel Freude das Pferd unter einem hat. Sie machen einen so stolz wenn sie zeigen "guck mal, das kann ich jetzt auch schon!". Das richtige Maß an Unterstützung, ohne einzuengen, ist entscheidend. So reite und  lehre ich es Tag für Tag,  und ich kann nicht genug davon bekommen.

 


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