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Wir für den Pferdesport (04.08.2021 21:07:15)

Ein gutes Thema für einen Blog, wenngleich auch ein brisantes Thema. Im Moment werden anlässlich der olympischen Spiele in Tokio Stimmen laut, dass der Pferdesport, vor allem wohl die Dressur, nicht mehr als olympische Disziplin stattfinden soll. Weiterhin kritisiert man ganz allgemein den Pferdesport, Tierschutzorganisationen fühlen sich aufgefordert, dagegen vorzugehen. Es heißt, auf den Punkt gebracht, dass ein Reiter nichts auf dem Rücken eines Pferdes zu suchen hätte und das Pferd sich in freier Wildbahn nicht seitwärts mit kreuzenden Beinen fortbewegen, oder gar auf der Stelle traben würde. So weit sicherlich nicht ganz falsch, allerdings haben unsere heutigen Reitpferde recht wenig mit einem Wildpferd gemeinsam. Ebenso wäre mein kleiner Yorkshire-Mischling gänzlich aufgeschmissen, wenn ich ihm nun erkläre, dass er vom Wolf abstammt und sich sein Fressen gefälligst selber jagen solle. Ich verstehe, dass man erschrocken auf nicht tierschutzkonforme Trainingsmethoden reagiert. Ich bin seit 12 Jahren Trainerin im Pferdesport und arbeite mit den unterschiedlichsten Pferden und auch Menschen. Eines aber verbindet all meine Reitschüler, nämlich dass sie zu jeder Zeit wollen, dass es ihrem Pferd gut geht. Sie möchten, dass es Spaß an der Arbeit hat, ein korrekter Aufbau - quasi von der Vorschule bis zum Gymnasium in behutsamen Schritten, eine makellose Muskulatur und ein schwingendes, glücklich abschnaubendes Pferd stehen stets und ständig im Mittelpunkt. Auch ich habe in meiner Laufbahn viel gesehen, reite von Kindesbeinen an. Ja, es gab Dinge, die ich lieber nicht gesehen hätte und von denen ich schon früher wusste, dass das nicht der Weg ist. Ich bin froh, dass ich nicht mit Reiten als Leistungssport aufgewachsen bin, denn mit Reiten als schönstes Hobby der Welt mit ganz viel Wertschätzung seinem Pferd gegenüber, kann man es besser machen. Jeder Reiter und jedes Pferd wird dort von mir abgeholt, wo er/sie steht. Im Rahmen der Möglichkeiten entwickeln wir, ohne auch nur einen Tag unter Stress oder Druck zu geraten, denn den Zahn ziehe ich jedem sofort: Stress, Druck und Unentspanntheit haben auf und mit dem Pferd nichts verloren. Genau das ist doch aber auch mein Job! Ich muss doch den etwaigen Druck rausnehmen, Stress abbauen, Zufriedenheit schaffen! Wenn ich mir so die Entwicklung meines Ponys Bumblebee anschaue, dann ist sie doch einer der besten Beweise dafür, dass Pferde Spaß am Lernen haben können, sich entwickeln wollen und Leistung bringen wollen, Bumblebee´s Gangwerk, welches ihr von der Natur gegeben wurde, hat nichts, aber auch gar nichts mit einem Wildpferd in der Prärie zu tun. Sie kam ein wenig misstrauisch und wenig bemuskelt zu mir. Ich habe nichts anderes gemacht, als sie vorwärts-abwärts über den Rücken zu reiten, Galopp haben wir uns vorerst gespart, der Rücken musste ersteinmal stabil und tragfähig werden. Das hat sie so dankend angenommen. Ausreiten, Longe, Stangenarbeit - von jedem etwas, damit es nicht langweilig wird. Dann bekam sie Kraft und Muskeln und fing an, richtig zu wollen. Sie schäumt und kaut zufrieden auf ihrem Gebiss, unsere Osteopathin ist begeistert, ein so lockeres Pferd ohne "Baustellen" in der Muskulatur und den  Wirbeln. Ein Pony, dass sich manchmal kaum bremsen lässt, weil sie so Lust hat, etwas zu tun, ihr Gangwerk zu entfalten und einfach mal richtig "Meter" zu machen, weil sie es kann und weil sie es liebt! Dazu könnte ich sie zu keiner Zeit zwingen. Dann würde sie nämlich festhalten und rennen, nicht mehr flockig über den Platz schweben. Auf Turnier sind wir beide völlig tiefenentspannt in unserer eignen Welt unterwegs. Sobald sie den Platz betritt, strahlt sie eine Präsenz aus, die ich ihr niemals antrainieren könnte - die hat sie einfach! Ausstrahlung kommt von der eigenen, tiefsten Überzeugung von innen heraus, da kann man auch von Außen nicht nachhelfen. Ebenso erfolgreich und behutsam bilde ich seit über einem Jahrzehnt Pferde und Reiter aus, oft führe ich beide erst einmal zusammen, damit sie den Weg überhaupt zusammen gehen können. Verständnis, Respekt und Geduld sind die stützenden Säulen einer jeden Ausbildung. Zu mir finden auch nur die Reiter, die genau diesen Weg mit mir gehen. Ich habe Pferde-Reiter-Paare in den Unterricht bekommen, die wirklich festgefahren waren, es ging nicht mehr viel, der Ausweg aus der Situation fehlte. Jeder Reiter muss sich in erster Konsequent bewusst darüber sein, welch ein Glück er mit seinem Pferd hat und dass es nicht selbstverständlich ist, dass das Pferd ihn überhaupt auf seinem Rücken duldet. Kräftemäßig machen wir uns nichts vor - wenn das Pferd uns nicht will, kann es uns dies deutlich zeigen. Man darf sein Pferd zu keiner Zeit für selbstverständlich erachten und auch nicht, was es für uns tut. Dann hat man den Schlüssel für alles Weitere. Es gibt doch nichts Schöneres, als wenn das Pferd schnaubend, schwingend und freudig über das Viereck trabt, galoppiert, schreitet. Ein strahlender Reiter oben drauf rundet das Bild ab. Auch dieser muss locker, durchlässig und geschmeidig sein, sonst kann er dieses nicht auf sein Pferd übertragen. Zugegeben, da wir uns nicht im absoluten Leistungssport befinden, haben wir es natürlich leicht, alles genau so anzugehen, wie wir es eben machen. Der Profisport ist auch mir manchmal etwas suspekt, aber ich weiß, dass ich in meinen Gefilden jeden Tag die Pferdesportwelt zu einem besseren Ort mache und das macht mich glücklich. Ich halte nichts, aber auch gar nichts, von Pferden, die in Hyperflexion (Rollkur) laufen, das ist Missbrauch am Pferd und darf nicht eine Sekunde geduldet werden. Es gibt viele Dinge im Reitsport, die ich für mich definitiv ablehne, denn auch ich bin der Meinung, dass ein Pferd kein Sportgerät sein darf und es auch nicht ist. In meinen Kreisen ist es das auch nicht. Da wird den Tieren so viel Liebe gegeben, sie werden mit äußerster Fürsorge behandelt und ihr Wohl steht an erster Stelle, Das danken sie ihren Menschen von Herzen. Wie oft bekomme ich freudige Nachrichten von Reitschülern, dass sie einen schönen Ausritt gemacht haben oder derartig weitere spaßige Dinge mit ihrem Pferd gemacht haben. Ein entspanntes Pferd im Gelände ist ein zufriedenes, ausgeglichenes Pferd, dass seinem Reiter vertraut, das kann man nicht erzwingen. Auch im Profisport gibt es Reiter, die nach diesen Werten mit ihren Pferden arbeiten.. Einem Tier gegenüber unfair, grob, brutal oder nicht liebevoll zu sein, der Verantwortung, immer das Beste zu für dieses zu wollen, nicht nachzukommen und es nicht wertzuschätzen, das ist immer falsch, in meiner Welt ein Verbrechen (!), egal, ob Pferd, Hund, Katze, Maus, Hamster, Vogel.... Jedes Tier hat seinen Charakter und wenn wir lernen, auf unser Tier einzugehen, es zu verstehen und es zu respektieren, dann sehen wir, was es braucht, was es kann und was es mag. In diesem Rahmen können wir es dann fördern, ohne zu überfordern. In diesem Sinne: lasst uns der Welt zeigen, dass wir Reiter ein gutes und vor allem faires Herz haben!

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Ein Erfolg - nicht MEIN Erfolg (15.04.2021 19:40:08)

Reiter werden oft an ihren Turniererfolgen gemessen. Nicht der verkehrteste Angang und Gedanke, allerdings finde ich diese Art des Erfolgsmaßes recht einseitig betrachtet. Man gebe mir ein bis S ausgebildetes Pferd und schicke mich in eine beliebige Dressur-Prüfung - das wird ein Kinderspiel. Lektionen heruntergerappelt, Pferd weiß worum es geht - kennt bestenfalls die Aufgabe im Schlaf , Schleife abholen, freuen. Freuen? So richtig freuen? Natürlich ist es ein Erfolg, das ist unumstritten. Aber das ist nicht mein Erfolg. Mein Erfolg definiert sich darüber, das Pferd selbst so hoch wie eben möglich auszubilden. Sich mit dem Pferd die Lektionen zu erarbeiten, vorher die Basis einer jeden Ausbildung zu schaffen, nämlich Takt, Losgelassenheit, Durchlässigkeit, das Pferd sicher an die Hilfen bringen und alle weiteren Punkte der Ausbildungsskala, DAS ist für mich Erfolg. Das Pferd von Anfang an in der korrekten Ausbildung zu begleiten, es geschmeidig mit nahezu unsichtbaren Hilfen und viel Gefühl über das Viereck schweben zu lassen, den eignen Ehrgeiz dem des Pferdes anzupassen, zu sehen, wie das Pferd sich steigert und seinen Arbeitswillen kundtut, das ist ein Gefühl von Erfolg und Stolz. Es muss nicht immer alles auf einem Turnier zum Besten gegeben werden, dafür ist nicht jeder Reiter gemacht, einige mögen es schlichtweg nicht. Das macht sie nicht zu schlechteren Reitern, im Gegenteil! Entschließt man sich dennoch, sein selbst geschaffenes Meisterwerk dann auf einem Turnier vorzustellen und wird mit einer Platzierung und gar dem Sieg belohnt, ja dann ist es der ganz eigene Erfolg, der einen so unendlich stolz und glücklich macht. Denn das bedeutet, dass auch unser vierbeiniger Partner uns zum Gefallen seine beste Seite gezeigt hat - schöner geht es nicht. Erfolg ist also relativ und ich denke jeder von uns hat ihn stets und ständig, wir müssen immer in der Lage sein und bleiben, das zu erkennen.

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Reiten mit Gefühl und Leichtigkeit (11.03.2021 21:18:10)

Ich bin immer wieder überwältigt, wie groß die Fortschritte sind, wenn man mit Gefühl und Leichtigkeit an die Sache herangeht. In meiner Welt ist es zu keiner Zeit nötig, sich mit vollem Körpereinsatz ins Pferd zu stemmen, in den Bügeln zu stehen (wodurch der Schenkel gar keine reelle treibende Funktion mehr hat) und an den Zügeln zu halten, was das Zeug hält. Das führt doch nur zu dem Ergebnis, dass das Pferd mit einer völlig negativen Spannung unkontrolliert mit den Beinen strampelt. Das Vorwärts ergibt sich nur noch daraus, dass das Pferd versucht, vor seinem massiv einwirkenden Reiter zu fliehen. Das kann niemals der Weg sein. Da hört man förmlich die überdehnten Nackenbänder krachen. Nein, das geht nie und zu keiner Zeit. Ich erkläre meinen ReitschülerInnen immer, dass sich die Zügelverbindung wie ein elastisches Gummiband anfühlen muss und die "treibenden" Hilfen unumgänglich sind. Das Pferd über den Schenkel vor sich haben. Anlehnung kommt von anlehnen! Das Pferd sucht sich die Anlehnung, weil es gern an die gefühlvolle, ruhig und minimal einwirkende Hand herantreten mag, es stellt von ganz allein die Zügelverbindung her. Mein Lieblingssatz: " Wenn er/sie sich mal heraushebt, stirbt da keiner von - er/sie nicht, du nicht, ich nicht." Dann gilt es zu überprüfen, was oben falsch gelaufen ist, nicht Hände nach hinten und schnellstmöglich den Kopf wieder an die Senkrechte ziehen. Eine Korrektur darf immer Zeit in Anspruch nehmen, nämlich die Zeit, die der Reiter braucht, um sich selber zu reflektieren und zu erkennen, was er gerade nicht korrekt gemacht hat. Man kann alle Lektionen mit einem korrekt aufgerichteten, sich auf der Hinterhand tragenden Pferd erreiten, ohne ziehen, zerren, drücken. Loslassen ist der Weg. Konstantes Einrahmen an alle Hilfen, wobei die Reiterhand in Prozent die wenigsten Anteile hat. Körper, Schenkel, Gleichgewicht, Losgelassenheit, das bringt unser Pferd nach vorne! Kein Festhängen am inneren Zügel, erst den inneren Schenkel benutzen, die Hand darf lediglich unterstützen und muss stets in der Lage sein, überzustreichen, ohne dass das Pferd vor schreck nicht mehr weiß, wohin. Das Nachgeben ist entscheidend. Immer wieder prüfen, ob das Pferd sich an das Gebiss begibt, ohne, dass wir es festhalten. Wir bieten nur eine Unterstützung. Selbsthaltung und positive Spannung sind die Zauberwörter. Wir müssen unserem Pferd die Möglichkeit bieten, uns mitzunehmen, ohne dass wir ein Störfaktor sind. Jedes Pferd kann sich korrekt über Lastaufnahme auf die Hinterhand aufrichten, ohne, dass wir es zusammenquetschen. Das geht nicht von heute auf morgen, das geht über das richtige Training und Zeit. Es macht so viel Spaß, wenn man auf einem Pferd sitzt, dass einem alles anbietet, im Rahmen seiner Möglichkeiten, weil es gelernt hat, seinen Körper zu nutzen (weil es ihm die richtige Muskulatur und vor allem eine lockere Muskulatur ermöglicht) und zuzuhören. Reiten ist doch so schön, wenn man merkt, wieviel Freude das Pferd unter einem hat. Sie machen einen so stolz wenn sie zeigen "guck mal, das kann ich jetzt auch schon!". Das richtige Maß an Unterstützung, ohne einzuengen, ist entscheidend. So reite und  lehre ich es Tag für Tag,  und ich kann nicht genug davon bekommen.

 

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Therapeutisches Reiten - eine ganz andere Definition (25.01.2021 21:53:30)

Therapeutisches Reiten ist wohl jedem ein Begriff. Es wird grundsätzlich folgendermaßen beschrieben:

Therapeutisches Reiten umfasst pädagogische, psychologische, psychotherapeutische, rehabilitative und sozial-integrative Maßnahmen, die über das Medium Pferd umgesetzt werden. Zielgruppe sind Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit körperlichen, seelischen und sozialen Entwicklungsstörungen oder Behinderungen. 

Nun kam mir kürzlich in den Sinn, dass es sich doch eigentlich auch ganz anders definieren lässt. Als ich so über meine Arbeit mit Reitern und ihren Pferden nachdachte, fiel mir auf, wieviele Pferde man eigentlich in den vergangenen Jahren schon therapiert hat. Wenn ich mich so zurück erinnere, dann denke ich an so einige Pferde und ihre Vorgeschichten. Was meinen Job so interessant macht, ist die Vielfalt an Charakteren, sowohl auf 2, als auch auf 4 Beinen. Wenn ich jemanden neu kennenlerne im Zuge des Reitunterrichts, erfrage ich immer die Vorgeschichte, und das ist sehr interessant. Ich erinnere mich gut an eine Stute, der man versuchte, den Springsport näher zu bringen, bevor sie zu ihre Besitzerin kam. Da die Stute über beste Springabstammung verfügte, sollte sie eben auch - wie ihre Vorfahren - ein erfolgreiches Springpferd werden. Da ihre Linie ja große Erfolge versprach, fragte man das Pferd gar nicht, was ihm möglich ist, man setzte dies voraus. Schnell sollte es gehen, erfolgreich sollte es sein. Hätte man die Stute doch auch mal gefragt... Diese war offensichtlich total überfordert, und hielt dem Druck nicht stand. Sie entschied sich dazu, sich völlig zu verweigern.  Somit wurde sie als "unwillig ,ohne Mumm in den Knochen" einfach "aussortiert". Sie kam in ein ganz tolles neues Zuhause, in der man die Einstellung hatte "alles kann, nichts muss". Für dieses Pferd genau das Richtige. Wir arbeiteten dieses Pferd ganz in Ruhe erstmal vorwärts abwärts, statt hartgas aufwärts... Die Stute fing an, viel mehr Ruhe für alles zu entwickeln und kam mit sich und der Welt wieder viel besser zurecht. Sie bekam sogar richtig Spaß an der Arbeit! Dann versuchten wir es mit Stangenarbeit. Erst war natürlich Panik angesagt. Wir arbeiteten ganz entspannt, komplett ohne Druck - und siehe da! Das gefiel ihr, und Stangen waren überhaupt kein Feindbild mehr. Wir wagten uns auch wieder an ganz niedrige Sprünge, um ihr zu erklären, dass das auch alles ganz anders, nämlich locker flockig, funktioniert. Demnach dauerte es nicht lange, und sie sprang völlig zufrieden wieder einen kleinen Parcour. Ein Turnier musste sie nicht mehr besuchen, aber sie bekam sowohl an der Dressurarbeit, als auch am Springen so richtig Freude. Vertrauen und Gefühl waren die Zauberwörter.  

Oder das Dressurpferd mit dem Taktfehler. Dies wurde an seine Besitzer verkauft, da es nicht mehr turniertauglich war (was will man denn bitte auch mit einem so unsportlichen Pferd?! *Sarkasmus aus*). Es hatte einen enormen Taktfehler aus der Schulter im Schritt, auch im Trab deutete es sich teilweise an. Es wurde also geröntgt, geschallt, auf den Kopf gestellt - ohne Befund für die "Lahmheit". Die neuen Besitze - das Pferd hat es dann wirklich großartig getroffen und kam zu einer ganz lieben Familie - erzählten mir also von seiner Odyssee und dass sie sich so sehr in ihn verliebt haben, dass sie alles in Kauf genommen haben und ihm ein schönes Leben ermöglichen möchten. Die Ankaufsuntersuchung blieb ebenfalls ohne Befund, niemand wusste, was dem Pferd fehlt.  Als ich den äußerst sympathischen Wallach also kennenlernte, seine Geschichte im Hinterkopf, war für mich sofort klar: Ha! Den bekommen wir locker hin, der muss lernen sich zu dehnen (konnte er leider nicht frown), sich selber zu tragen, das Gebiss zu suchen und unabhängig vom Zügel zu laufen! Gesagt, getan. Ein unfassbar dankbares Pferd. Taktfehler, Lahmheit, oder wie man es auch immer nennen möchte, behoben. Manchmal, wenn er kurz den 3jährigen Hengst spielt und sich ein wenig gockelhaft verhält, ist es noch kurz mal zu erkennen. Da heißt es dann Po entspannen, Oberschenkel locker, Hand noch nachgiebiger - wieder heil. Es war einfach so, dass dieses Pferd gesamtheitlich zu eng und mit falschem Knick geritten wurde, offenbar mit deutlich zu starken Zügelhilfen, mal vorsichtig ausgedrückt. Da hat die Schulter irgendwann aufgegeben, nach vorne zu schwingen, ging ja nicht, Hand/Zügel waren im Weg und haben es verhindert...

 

Auch erinnere ich mich gut an die Sagenhafte Geschichte einer wundervollen Stute zurück, die Gebisslos geritten wurde (was grundsätzlich natürlich völlig okay ist!!!), weil Pferd und Reiter an einem Punkt waren, an dem nichts mehr ging (O-Ton Reiterin). Somit einigte man sich auf gebissloses, weitestgehend entspanntes Reiten. Perfekter Ansatz! Das war genau die richtige Idee. Man war in der Vergangenheit nicht ganz dem Pferd/Reiter angemessen "beraten" worden, und kam zum vermeintlichen Total-Error. Die Stute hatte leider kaum einen Muskel da, wo er sein sollte. Das ist heute anders. Die Stute liebt die Arbeit, man muss sie oftmals etwas bremsen in ihrem Ehrgeiz, ein Pferd mit einer unfassbaren Einstellung! Mittlerweile kommt sie aus jeder Dressur mit höchsten Noten, ist glücklich, zufrieden und will arbeiten. Ja, ganz recht, Gebiss funktioniert wieder bestens! Was nicht heißt, dass sie nicht auch einfach mal gebisslos und ohne Sattel geritten wird wink. Diese Stute kam wie Phoenix aus der Asche, denn sie hat eine so liebevolle Besitzerin, die an oberste Stelle das Wohlergehen des Pferdes stellt. Rückenmuskulatur gestärkt, Oberhals hin, Unterhals weg, Bauchmuskulatur und Knackpo sichtbar machen - siehe da, ein lockeres, durchlässiges Pferd, dass korrekt über den Rücken läuft, der Schweif pendelt, die Nase an der Senkrechten, raumgreifendes Gangwerk - ein Dressurtraum! Mit kompletter Springabstammung laugh Springen kann sie demnach auch in bester Manier. Reiterin, Pferd und Trainerin mehr als glücklich. heart

Derartige Beispiele könnte ich noch zu Haufe nennen (vielleicht schreibe ich irgendwann ein Buch?! cheeky), aber was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass Reitunterricht nicht nur reiten lehren bedeutet, sondern auch Pferde therapieren, Ängste abbauen, vorsichtige Ziele stecken, fördern ohne zu überfordern, physische und psychische Aspekte (sowohl bei Reitern, als auch bei Pferden!) beachten... Ich denke, als Trainer/in sollte man die Gabe haben, über den Tellerrand hinauszublicken, eine gute Auffassungsgabe haben, Zusammenhänge herstellen können, wissbegierig sein und niemals aufhören, alles zu hinterfragen, sich mit wichtigen Dingen auseinanderzusetzen und dazuzulernen.

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Gedanken zum Jahreswechsel 2020/2021 (22.12.2020 22:07:40)

Nun neigt sich auch das Jahr 2019 wieder dem Ende zu. Was war das doch für ein tolles Reitjahr. Besonders glücklich schaue ich darauf zurück, dass es dieses Jahr gelungen ist, (wieder) sehr vielen Reitern zu vermitteln, dass Reiten auch Fühlen heißt. Dieser Aspekt drängt sich berechtigter Weise mehr und mehr in den Vordergrund, und somit hat er über die Jahre einen enormen Stellenwert in meinem Unterricht eingenommen. "Vorne ziehen, hinten drücken" funktioniert für mich nicht ansatzweise. Viel mehr geht es doch darum, den Reitern näherzubringen, was schon Kleinigkeiten für ein enorme Auswirkungen auf das Pferd, und nicht zuletzt auch auf sich selbst haben. Reiten soll ohne Druck und Stress funktionieren, sowohl für den Reiter, als auch für den dazugehörigen Vierbeiner. Wenn man anschaulich verdeutlicht, was ein angespannter Po schon für eine Wirkung hat, und den Zweibeiner für derartige Dinge sensibilisiert, nehmen sie sich auf einmal viel mehr wahr. gleichzeitig wird so das Erfolgsrezept geboren, sich selbst und auch das Pferd auf eine bewusste und gesunde Weise aus- und weiterzubilden. Die Pferde arbeiten gern mit, entwickeln enormen Ehrgeiz und können plötzlich Lektionen, die Reiter immer für Hexenwerk hielten. Nein, Reiten ist keine Zauberei - bewusste, korrekte Hilfengebung, eine gesunde Selbstwahrnehmung und Freude an der Arbeit lösen Grenzen einfach in Luft auf. Wie oft werde ich dann ungläubig angesehen, als ob ich nun gerade etwas gezaubert hätte :-) So gern ich das würde, aber ich kann nur ehrlich mit den Worten "das hast du ganz allein geschafft" antworten. Vielleicht baue ich einfach noch öfter ein "Tadaaaaaa" mit ein, ist ja nicht ganz schlecht, wenn mir magische Fähigkeiten nachgesagt werden...cheekylaugh In diesem Sinne: Zauberhafte Feiertage euch allen!!!

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Gedanken zu den vergangenen 10 Jahren (17.04.2019 22:10:00)

Nun ist es wirklich schon 10 Jahre her, dass ich meinen ersten Trainer-Schein, den Trainer C, gemacht habe. Es entstand alles eigentlich aus einr "Laune" heraus. Ich wurde von jemandem angesprochen, ob ich Unterricht erteilen würde. Lust hatte ich definitiv! Es schlossen sich dann noch mehr Reiter an, die nachfragten. So kam ich zu dem Entschluss, dass es sinnvoll sei, einen Trainerschein zu machen. Dies tat ich. Auf dem Johannenhof bei Johannes Beck-Broichsitter fand ich mich dann ein, nachdem ich ihn vorher schon telefonisch mit Fragen gelöchert hatte (wir lachen heute noch drüber, er dürfte gedacht haben "herrje, was kommt denn da auf mich zu..."). Ziemlich pünktlich zum Beginn des Trainerscheins holte sich mein Pferd Massai einen gelben Schein. Große Not. Eine liebe Freundin von mir (Danke Doro, du fehlst uns noch immer so sehr, wir werden dich nie vergessen!), dessen Stute ich damals ab und an einfach mal ritt, bot mir an, dass ich "Anna" mitnehmen könne. Also ab ins kalte Wasser, Anna war Headshakerin, springen fand sie zwar super, aber ich war die einzige, die jemals ein paar einzelne Sprünge mit ihr gemacht hatte. Parcour war ihr bis dahin noch nicht wirklich geläufig. Aber Anna gab alles. Im Vorbereitungslehrgang habe wir alles Notwendige sicher erarbeiten können. Für meinen Geschmack ging der Lehrgang sehr lange, ich habe doch immer so furchtbar Heimweh!!!! cryingAber auch das hat Johannes gut in den Griff bekommen (auch darüber lachen wir heute noch...). Am 17.04.2009 bestand ich also die Prüfung. Da stand ich nun, als fertiger Trainer. Janina und ich lernten uns damals beim Trainerschein kennen, und sind bis heute befreundet. Es sind also nicht nur wunderschöne Erinnerungen, sondern auch Freunde geblieben! Erst vor Kurzem trafen wir uns zum Ausreiten und witzelten über die Zeit, denn unsere erste Begegnung war eher so... semi... Erst fanden wir uns doof, und 2 Tage später waren wir nicht mehr voneinander wegzukriegen. Ziemlich genau ein Jahr später machten wir auch den Trainer B-Schein zusammen. Zu dem hatte sich dann Anna übrigens einen gelben Schein geholt... Den Trainer B machte ich, mal wieder kaltes Wasser und so, mit dem Pferd einer Reitschülerin. Diese Reitschülerin hatte ich ziemlich frisch im Unterricht, das war also wirklich großartig. Amelie, ich bin dir bis in alle Ewigkeit dankbar, dass du mir so spontan Conrad zur Verfügung gestellt hast!!!! Johannes trug es mit Fassung, der kannte das ja schon, dass ich immer mit anderen Pferden kam, als den Angekündigten... Sein Kommentar: "Reiten kannst du ja, dann passt das, brauche ich nicht vorher nochmal sehen". Danke Johannes, du bist einfach toll - damals, wie heute! Eigentlich war damals ja der Plan, nebenbei ein bisschen Unterricht zu geben. 3 Monate später fand ich mich im eigenen Reitstall als Vollzeit-Trainerin wieder. als ich den Trainer-Schein in der Hand hielt wusste ich irgendwie schon: ALLES RICHTIG GEMACHT! Dass es sich alles so entwickelt, ahnte ich natürlich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ohne große Pläne wollte ich Trainerin werden , und heute kann ich durch diese Entscheidung das Leben leben, welches für mich perfekt ist. Wusste ich doch! ALLES RICHTIG GEMACHT!

 

Interessant ist ja auch, was man in 10 Jahren Trainerdasein alles so erlebt. Reitschüler, die mich tatsächlich schon seit 10 Jahren begleiten! Ich kann noch immer voller Stolz sagen, dass es ein so dankbarer Job ist. Ich habe in 10 Jahren nicht ein einziges Mal meine Leidenschaft für die Arbeit mit Reiter und Pferd verloren. Im Gegenteil, es fühlt sich an, als wäre sie weiter und weiter gewachsen. Damals, die ersten Reitstunden als frischgebackener Trainerin: man fühlte sich wie ein neugeborenes Fohlen, war noch auf etwas wackeligen Beinen unterwegs, wollte alles richtig machen, hatte Angst, jemandem mal nicht weiterhelfen zu können. Heute steht man völlig selbstsicher dort und weiß, dass man immer jedem etwas beibringen kann, hat immer Plan A, B, C.....Z in der Tasche. In 10 Jahren wächst man an all den Erfahrungen, und trotzdem lernt man nie aus. Egal wie doof ein Tag mal ist, wenn ich vom Unterricht nach Hause komme, ist die Welt in Ordnung und ich bin glücklich und zufrieden. Diese ständigen Erfolgserlebnisse, das Lob, das man so oft bekommt, die Anerkennung - das macht etwas mit einem. Es macht einfach unwahrscheinlich glücklich. Osteopathen, die sagen: "Mensch, die Pferde, die bei dir im Unterricht laufen, die sind muskulär top!" Reitschüler, die sagen: "ich hätte nie gedacht, dass es mal so gut wird und wir das mal können!" Oder sogar Reitschüler die sagen: "Rebecca, ich habe gerade das Gefühl, Reiten wurde neu erfunden." Menschen, die einen kontaktieren und sagen: "Ich habe letztens mitbekommen, wie du XY unterrichtet hast. Das hat mir so gut gefallen, hättest du für mich und mein Pferd auch Zeit?" Ich sage es euch, als Reitlehrerin ist man einfach ganz schön glücklich. Ich bin auf jeden einzelnen meiner Reitschüler unendlich stolz, und ich freue mich, dass ich so viele langjährige Reitschüler habe, und wie viele Wooooooow-Effekte so in 10 Jahren zusammengekommen sind. Ich freue mich auf noch ganz, ganz viele weitere Jahrzehnte, und all die schönen Dinge, die da passieren.

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Sitzschulung (19.01.2019 22:19:19)

Am 19.01.2019 fand in Bad Bramstedt beim Reitverein an der Bramau e.V. ein Lehrgang mit dem Thema Sitz/Gleichgewicht/Losgelassenheit des Reiters unter meiner Leitung statt. Es war schon im Vorfeld spannend, weil wir die ursprüngliche Begrenzung der  Teilnehmerzahl dann doch nach oben korrigiert haben, weil die Nachfrage so groß war. Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut, und somit konnte es eigentlich nur noch ein erfolgreicher Tag werden. Es waren sowohl Vereinsmitglieder, als auch einige Teilnehmer von Auswärts angemeldet, Somit fand ich einen komplett "gemischten Haufen" vor: Pferde in allen Formen und Farben, Reiter aus den verschiedensten Reitweisen, Mädels, Jungs.... Richtig spannend. Eins hatten jedoch alle gemeinsam, und da blühte gleich zu Anfang schon mein Trainierherz auf - der Anspruch, pferdegerecht und korrekt reiten und einwirken zu wollen. Wir starteten mit einer Kennenlernrunde und ein bisschen Theorie. Auch der theoretische Teil ist schon immer sehr aufschlussreich und sorgt für die ersten Aha-Effekte. Danach wurde in 3er-Gruppen der praktische Teil absolviert. Wir erörterten gemeinsam die Stärken und Schwächen und gingen das ganze effektiv an. Es kamen Hilfsmittel aus meinem "Bälle-Sortiment" zum Einsatz, aber auch Übungen für den Hausgebrauch, die ganz ohne "Zusätze" angewendet werden können, wurden erarbeitet. Wichtig ist mir dabei, dass jeder das Gefühl für seinen Sitz und seine Einwirkung bekommt. Ich hatte es an diesem Tag mit sehr gefühlvollen und ehrgeizigen Reitern zu tun, das war schön zu sehen. Ich blickte in strahlende Gesichter, und auch ich war total euphorisch. Toll war auch, dass sich alle auch bei ihren Mitreitern angesehen haben, was sich veränderte. Somit waren die, die gerade nicht auf dem Pferd saßen, an der Bande als aktive Zuschauer gefragt. Ich erklärte genau, was ich gerade anging, damit für die zuschauenden Teilnehmer alles gut nachvollziehbar war. Dadurch kann man selber mal sehen, wie groß eine Veränderung sein kann, und wie deutlich es auch am Pferd zu sehen ist. Es fühlen ist das eine, aber es auch mal zu sehen, das ist sehr sinnvoll und rundet das Bild ab. So empfanden es auch die Teilnehmer. Besonders erfreulich war die Resonanz auf den Lehrgang, denn ALLE möchten diesen unbedingt wiederholen, Ich auch! :-) Ersteinmal freue ich mich auf auf 2 Sitzschulungs-Termine in Meezen, die finden in Kürze statt. Dann folgen Lehrgänge zu anderen Themen, und mit Bad Bramstedt bin ich auch schon in Kontakt einen weiteren Termin abzumachen, der reguläre Reitunterricht kommt dabei selbstverständlich nicht zu kurz. Es wird also ein spannendes und abwechslungsreiches Jahr 2019, so wie es auch 2018 schon war - ich liebe meine Arbeit  

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